Was ist Controlling überhaupt? Braucht mein Unternehmen Controlling? Diese Fragen stellen sich viele Mittelständler. Zunächst einmal sollte Controlling nicht wortwörtlich mit Kontrolle übersetzt werden. Steuerung trifft es viel passender. Ziel des Controllings ist es, Entscheidungen im Unternehmen zu unterstützen und die (zukünftigen) Unternehmensaktivitäten planen, steuern und kontrollieren zu können. Um den Erfolg Ihres Unternehmens zu ermitteln und weitere Potenziale aufzuzeigen, benötigen Sie Controlling. Daher kann die Frage „brauch ich in meinem Unternehmen Controlling?“ eindeutig mit Ja beantwortet werden.
Controlling und Strategie
Das Controlling ist sehr eng mit der Unternehmensstrategie verknüpft. Zu einem erfolgreichen Unternehmen gehört natürlich weit mehr als eine Strategie und Controlling. Betrachtet man erfolgreiche Unternehmen jedoch näher, wird deutlich, dass es ohne Strategie nicht geht. Unter Strategie werden in der Wirtschaft klassisch die (meist langfristig) geplanten Verhaltensweisen der Unternehmen zur Erreichung ihrer Ziele verstanden. In diesem Sinne zeigt die Unternehmensstrategie in der Unternehmensführung auf welche Art ein mittelfristiges (ca. 2–4 Jahre) oder langfristiges (ca. 4–8 Jahre) Unternehmensziel erreicht werden soll.
Eine Strategie ist nicht nur etwas für große Unternehmen oder Konzerne, wie man vielleicht vermutet. Auch für kleine und mittlere Unternehmen lohnt es sich, Zeit in die Ausarbeitung einer Strategie zu stecken. Leider tun das nur etwa 3% aller Mittelständler in Deutschland. Im Vergleich erzielen diese 3% jedoch einen um 46% höheren Gewinn (Quelle: SchmidtColleg, Stockheim)! Daher gilt:
Strategie + Controlling = Erfolg.
Niemand plant zu versagen, aber die meisten versagen beim Planen, wie schon Lee Iacocca, Manager bei Ford Motor Corp., wusste. Nehmen Sie sich daher die Zeit und sehen Sie die Planung als ureigene unternehmerische Aufgabe war. Dabei hilft es, einzelne Schritte zyklisch zu wiederholen:
Planung --> Durchführung --> Kontrolle --> Steuerung.
Eine einmal erstellte, genehmigte Planung sollte nicht mehr verändert werden. Spätere Plan/Ist-Vergleiche sind sonst ohne exakte Aussage. Neben der ursprünglichen Planung kann aber eine sogenannte revolvierende Planung eingeführt werden. Die Planwerte werden dabei durch aktuelle Ist-Werte ersetzt. Außerdem werden alle neuen Erkenntnisse in der Planung berücksichtigt, wodurch eine neue Hochrechnung für das laufende Geschäftsjahr entsteht.
Sie sehen also, die Planung bzw. Strategie geht Hand in Hand mit dem Controlling. Die Daten aus Ihrem Unternehmen helfen Ihnen bei der Planung, ergeben sich aber nur dann, wenn Abläufe auch automatisch und ordnungsgemäß abgebildet werden! Meist liegen die Daten im Unternehmen bereits vor und müssen nur noch angepasst werden. Im Gegensatz zum externen Rechnungswesen ist das Controlling für interne Zwecke gedacht. Neben den Daten aus dem externen Rechnungswesen fließen ins Controlling daher weitere Daten aus allen Abteilungen Ihres Unternehmens ein. Daraus ergeben sich wertvolle Informationen für die Geschäftsleitung und Führungskräfte, die auf Basis des Controllings Entscheidungen treffen und das weitere Vorgehen planen.
Ganzheitlichkeit spielt dabei eine große Rolle. Wie bereits angesprochen wurde, müssen die Daten aus allen Abteilungen in das Controlling einfließen. Zudem macht eine bloße Analyse der Erfolgskennzahlen keinen Sinn. Erst wenn das Unternehmensumfeld, die jeweilige Branche, bisherige Strukturen und Prozesse in Ihrem Unternehmen sowie das Management bzw. die Geschäftsführung eingezogen werden, können Potentiale entdeckt und Schwächen aufgezeigt werden.
Strategisches Controlling
Sie sehen also, Controlling gehört ebenso zum unternehmerischen Denken wie auch die Strategie. Das strategische Controlling vereint die Umsetzung der Strategie mit dem Controlling und kann daher als Grundlage einer erfolgreichen Unternehmenssteuerung betrachtet werden.
Potentiale im Unternehmen können durch aktives und lebendiges Controlling aufgezeigt werden. Eine Stärken-Schwächen (SWOT-) Analyse, ausgehend von den Daten aus Ihrem Unternehmen, ist daher der erste Schritt des strategischen Controllings. Dabei werden interne Stärken und Schwächen sowie externe Chancen und Risiken aufgedeckt und bewertet. Neben den Erfolgskennzahlen sollten weitere Aspekte in die Analyse einfließen. Dazu zählen die Branche des jeweiligen Unternehmens, das Wettbewerbsumfeld, die Strukturen und Prozesse im Unternehmen sowie das komplette Management und Personal. So liegen im Handel beispielsweise andere Grundbedingungen vor als im produzierenden Gewerbe oder in der Dienstleistungsbranche.
Im nächsten Schritt erfolgt die Entwicklung einer Strategie und Vision. Wohin soll die Reise gehen, was streben wir in naher und ferner Zukunft an, um diese Fragen dreht es sich. Altbewährtes und Neues miteinander zu verknüpfen steht dabei im Mittelpunkt. Zum Beispiel neben der bewährten Lohnfertigung auch in die Entwicklung neuer Produkte zu investieren und dadurch neue Märkte zu erschließen.
Die konkreten strategischen Unternehmensziele werden in einem weiteren Schritt festgelegt. Das Controlling hilft, realistische Ziele festzulegen. Durch das Controlling können beispielsweise Potentiale aufgedeckt werden, in die es sich lohnt, in Zukunft weiter zu investieren.
Das Erarbeiten konkreter Maßnahmen zur Erreichung der Ziele ist der nächste und vorletzte Schritt. Die Maßnahmen werden nicht nur einmalig definiert und festgelegt, sondern bei der Umsetzung ständig überprüft und notfalls angepasst. Dieses laufende Projektcontrolling, in dem alle aktuellen Entwicklungen festgehalten und auf diese reagiert werden kann, ist der letzte Teil des strategischen Controllings.
Sie sehen also, es geht ganz einfach vom Allgemeinen zum Speziellen, vom großen Ganzen zu den einzelnen konkreten Maßnahmen. Behalten Sie Ihr Ziel immer im Auge. Oder mit den Worten des Poeten Richard Wagner: Erkenne und Handle!
Autor: Michael Roth am 28.01.2016 auf Controllingportal.de